Karibu!

Karibu!

Gut, dass du in meiner Nähe bist!

Gut, dass du in meiner Nähe bist!

Getreu dem Auftrag von der Lebensgemeinschaft der Aids-Waisen-Kinder von Itete wollen wir „ERZÄHLEN, DASS ES SIE GIBT!“
Dialog mit Itete

Dialog mit Itete

„Gut, dass du in meiner Nähe bist“ – heißt auch: gut, dass du mit mir in Dialog treten willst. Es gibt viel auszutauschen und vieles zu lernen von einander und miteinander.

Bildung

Bishop Mchonde Memorial Secondary School (BMMSS)

Allgemeine Information und Ist-Zustand:

In der staatlich geführten Primärschule ist die Zahl der SchülerInnen pro Klasse extrem hoch, die LehrerInnen sind nur mäßig gut ausgebildet, d.h. dass die AbsolventInnen der Primärschule oft mit sehr schlechten Englischkenntnissen in die Sekundarschule kommen. Ursache dafür ist, dass in der Primärschule hauptsächlich auf Kisuaheli unterrichtet wird, und Englisch nur ein Fach ist. In der Sekundarschule hingegen ist die Unterrichtssprache Englisch, womit viele Kinder überfordert sind. Deshalb wird von der BMMSS ein Vorschuljahr (die sogenannte Pre-Form-One) als Übergangsjahr angeboten, um die SchülerInnen auf ein gemeinsames Englisch – Level  für den Beginn in der Sekundarschule zu bringen. Dadurch, dass dieses Pre-Form-One-Jahr nicht im regulären Lehrplan ist, ergeben sich auch Freiräume für den Schuldirektor im Bereich der Arbeit mit traumatisierten Kindern aber auch im Bereich der psychosozialen Prävention und der Aidsprävention.

An der BMMSS gibt es derzeit eine Pre-Form-One mit 54 SchülerInnen, eine Form-One mit 50 SchülerInnen und eine Form-Two mit 25 SchülerInnen, die derzeit ihre Prüfung in Ifakara absolvieren und auf die Ergebnisse warten. Sie machen diese Jahresprüfung deshalb in Ifakara, weil die BMMSS in Itete noch nicht offiziell registriert ist.

Im heurigen Jahr wurde ein wunderschönes Schulgebäude fertiggestellt mit 3 Klassenräumen, wobei aktuell einer als Raum für das Lehrpersonal verwendet wird. Wasch- und Sanitärräume werden derzeit gerade fertig gestellt.

Die BMMSS ist an zwei Orten angesiedelt: Der erste Ort ist direkt am Nazareth-Gelände, und geplant ist Pre-Form-One bis Form-Four dort zu unterrichten. Form-Five und Form-Six wird an einem zweiten Standort unterrichtet werden. Dieser Standort heißt Mount Zion und ist 45 Minuten außerhalb des Nazareth-Geländes angesiedelt.

Lehrpersonal:

Aktuell gibt es inklusive Direktor Francis 5 LehrerInnen, davon haben 2 einen Diplomabschluss. Die drei anderen LehrerInnen sind freiwillige HelferInnen. Unterrichtet wird in den Fächern Kisuaheli, Englisch, Mathematik, Geographie, Geschichte, Biologie, Physik und Chemie.

Freiwillig unterstützende Unterrichtspersonen bekommen pro Monat 120.000 TZS (= umgerechnet ca. 60 Euro). Diplomierte LehrerInnen inklusive Direktor erhalten pro Monat 450.000 TZS (= ca. 225,- Euro).

Ernährung der SchülerInnen:

Da viele SchülerInnen aus ärmsten Familien kommen – oft mangelernährt – , leistet die BMMSS  einen wertvollen Beitrag, indem es täglich Brei (Porridge) gibt und wenn möglich noch ein zusätzliches Essen, vor allem in der Zeit, in der es immer wieder zu Nahrungsmangel kommt (Februar bis Juli). Derzeit werden von der BLF 129 SchülerInnen entweder nur mit der Genehmigung zum Schulbesuch oder mit Schulbesuch und Internat inklusive voller Verköstigung unterstützt.

40 SchülerInnen von den 129 leben im Dorf (Itete und Umfeld) und nehmen nur das Recht auf den Schulbesuch in Anspruch. Von diesen 40 Personen können 26 SchülerInnen Schulgebühren in Form von Naturalien oder Geld bezahlen, und 14 davon sind zu 100 % auf die Unterstützung der BLF angewiesen. Es leben derzeit ca. 60 SchülerInnen im Internat im Nazareth-Gelände.

Outdoor-Aktivitäten sind ein fixer Teil des Kurrikulums im tanzanischen Schulsystem. Es gibt von Montag bis Freitag jeden Abend 1 bis 2 Stunden unter dem Titel „Skill training, farming, self reliance“. Darüber hinaus arbeiten die Kinder bei Bedarf einen Tag pro Woche auf den Feldern mit.

Der Schuldirektor Francis, der bis dato 30 Fußminuten von der Schule weg gewohnt hat, hat ein Haus angemietet in unmittelbarer Nähe von der Schule und ist dadurch mehr präsent und besser verfügbar.

Herausforderungen im Schulbereich:

Viele SchülerInnen können die Schulgebühren nicht zahlen, insbesondere heuer, wo die Ernte schlecht war. Dadurch kommen auch weniger Beiträge (Geld oder Naturalien) von den SchülerInnen. Aufgrund der fehlenden Schulgebühren ergibt sich auch ein Engpass in der Anschaffung von Unterrichtsmaterialien und für das Gehalt von den LehrerInnen. Aktuell profitiert die Schule vor allem durch die Arbeitseinsätze der SchülerInnen und durch die Naturalien, die sie zur Verfügung stellen.

Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Anwesenheit von qualifizierten LehrerInnen mit Diplomabschluss. Definitiv wurde vom Direktor zugesagt, dass für die Bezahlung von qualifizierten LehrerInnen im nächsten Jahr Budget bereitgestellt wird.

Schulregistrierung:

Diese ist bis jetzt trotz intensiver Bemühungen des Schuldirektors nicht weiter fortgeschritten. Es gibt extrem viele bürokratische Hürden, vor allem für Privatschulen. Aktuell bedarf es der Anfertigung eines genauen Planbuches für die gesamte BMMSS. Die Registrierung ist vor allem wichtig, weil dann die SchülerInnen  direkt in der BMMSS Form-Two und Form-Four die national anerkannte Prüfung durchführen können.

Das im Rahmen des bürokratischen Registrierungsverfahrens geforderte „gelbe Buch“, wo detaillierte Pläne der BMMSS gezeichnet sind, haben wir nach Österreich mitgenommen, um von einem Architekten Unterstützung zu erhalten und damit das Registrierungsverfahren zu beschleunigen.

Zukunftsperspektiven:

Der Direktor will in Zukunft mindestens vier qualifizierte LehrerInnen mit Diplomabschluss haben. Er möchte pro Jahr zwei neue, qualifizierte LehrerInnen in die Belegschaft aufnehmen. Außerdem mag er die Gehälter erhöhen.

Es besteht Bedarf für ein zusätzliches Klassenzimmer. Zusätzlich wird im nächsten Jahr die Bibliothek fertiggestellt, und die ehemaligen Stallungen werden umgebaut zu drei Laborräumen für Physik, Chemie und Biologie. Von der Größendimension ergibt sich ein Bauvolumen ähnlich dem bis jetzt existierenden Schulgebäude.

Die Lehrer-Gebäude werden derzeit noch nicht errichtet, sondern die Lehrer mieten sich im Dorf ein. Im Jänner 2013 startet eine neue Pre-Form-One, und die Form-Three wird in Betrieb genommen, d.h. ab Jänner gibt es 4 Klassen. Der Schuldirektor rechnet mit ca. 140  StudentInnen, d.h. es fehlen ihm aktuell 20 Tische und Sessel. Diese werden im Nazareth Gelände von den Tischlern angefertigt.

Leonie Volonte wird ab Februar als Volonteer in der BMMSS vorrangig Englisch unterrichten, den Staff und Headmaster in der  Computeranwendung einschulen, den Staff in Englisch unterrichten und den Headmaster unterstützen bei den quartalsmäßigen Berichten.

Es ist Ziel der BLF, die BMMSS mit Ende des Jahres 2013 als registrierte Sekundarschule in Tanzania führen zu können.

BMMSS am Mount Zion – Schule außerhalb Itetes

Ist-Zustand:

Es besteht ein großer Ziegel-Rohbau mit 4 Klassenräumen, der bereits mit Wellblech gedeckt ist. Ein fertig gestelltes LehrerInnenhaus  und ein Brunnen sind vor Ort. 100 Acre Land (1 Acre = 0,4 Hektar) sind der BLF zur Verfügung gestellt (auf 99 Jahre gepachtet).

Die Menschen, die rund um den Hügel von Mount Zion angesiedelt sind und leben, profitieren jetzt schon sehr vom gegrabenen Brunnen und den vorhandenen Wasservorräten, identifizieren sich sehr mit dem BMMSS-Projekt von Bruder Samuel am Mount Zion, weil den Bauern Wasser vor Ort zur Verfügung gestellt wird (über den Kleintraktor, der derzeit das Wasser aus dem Brunnen pumpt). Dadurch, dass Bruder Samuel immer wieder die Menschen aus der Großgemeinde Itete an den Vorteilen der BLF mitpartizipieren lässt, ergibt sich eine hohe Akzeptanz der Nazareth-Gemeinschaft in Itete, was sich schon alleine daran zeigt, dass Bruder Samuel für die gesamten Anlagen keine Wächter braucht, weil alle wissen, dass das gemeinsame Eigentum der Gemeinschaft den marginalisierten Kindern von Itete zu Gute kommt.

Herausforderungen:

BLF hat den ursprünglichen Plan, die ganze BMMSS am Mount Zion zu errichten, aus folgenden Gründen eingestellt:

  1. Es gab extremen Druck von der Gemeide, dass die Sekundarschule schnell startet. Eine Übergangslösung hat sich leichter am Nazareth-Areal angeboten, weil da schon entsprechende Infrastruktur (Wasser und auch Räumlichkeiten) vorhanden war.
  2. Beim Mount Zion mußten sie sehr mühsam Baumaterialen und Wasser antransportieren. Das hätte das Budget, aber auch die personellen Ressourcen, deutlich überfordert.
  3. Es bestand finanzielle Knappheit, so dass BLF keine Solarpaneele anschaffen konnte, um die Pumpe am Mount Zion in Betrieb zu nehmen.

Perspektiven:

Sobald die erste Form-Four der BMMSS am Nazareth-Areal abgeschlossen ist, soll die erste Form-Five am Mount Zion eröffnet werden. Bis dahin wird das Areal Mount Zion landwirtschaftlich genutzt. Wenn die SchülerInnen ihren Outdoor-Arbeitstag haben, gehen sie zu Fuß zum Mount Zion und unterstützen die BLF mit ihrer Arbeit in der Landwirtschaft. Jede Klasse hat dort 2 bis 3 Acre für Mais, 2 bis 3 Acre für den Anbau von Kasawa und 2 bis 3 Acre für den Anbau von Bohnen zur Verfügung.

Eine weitere Zukunftsperspektive am Mount Zion ist eine Berufsschule für Handwerk und landwirtschaftliche Ausbildung. Das allerdings ist eine Langzeitperspektive.

Psychosoziale Unterstützung der Kinder

Ist-Situation:

Der Großteil der Kinder der BMMSS stammt aus ärmsten Verhältnissen, viele sind Halbwaisen  oder Waisen, einige sind traumatisiert. Auch Fälle von sexuellem Missbrauch sind bekannt. Von den derzeit 120 Kindern sind 10 definitiv aids-krank. Eine der Aktivitäten von Dennis war es, die Lehrer zu animieren, ihre SchülerInnen zu Hause zu besuchen, um sich ein Bild zu machen von der Lebens- und Wohnsituation der Kinder. Das Ergebnis dieser „Homevisits“ war, dass die LehrerInnen sehr niedergeschlagen in die Schule zurückgekommen sind, weil die Lebens- und  Wohnbedingungen der Kinder wesentlich desaströser waren als sie selbst vermutet haben. Dennis hat mehrere Sitzungen direkt mit Kindern und LehrerInnen gearbeitet. Laut Samuel und Francis besteht wesentlich höherer Bedarf an psychosozialer Unterstützung.

Herausforderungen:

Laut Dennis konnten nicht mehr Sitzungen abgehalten werden, weil andere Aktivitäten wichtiger waren (bspw. Schulregistrierung). Ein zweites Problem ergab sich daraus, dass psychosoziale Unterstützung nur sinnvoll ist in Kleingruppenarbeit, dafür haben jedoch weder Dennis noch Francis die richtige Form gefunden, diese Kleingruppenarbeit in den bestehenden Lehr- und Unterrichtsplan zu integrieren.

Formulierte Zukunftsperspektiven:

Es besteht große Notwendigkeit, mit traumatisierten  und marginalisierten Kindern zu arbeiten. Es besteht große Notwendigkeit, sexualpädagogisch zu arbeiten und im Bereich der  Aidsprävention an der BMMSS anzusetzen. Es ist notwendig, dass nicht nur ein Mann, sondern auch eine Frau als Expertin diese Maßnahmen anbieten kann.

Im Konsens mit Bruder Samuel und Direktor Francis wurde vor allem die Pre-Form-One, d.h. das Vorbereitungsjahr auf die Sekundarschule, als Schwerpunktjahr für psychosoziale und sexualpädagogische Interventionen definiert, denn da ergeben sich die meisten Freiräume auch Kleingruppen-Arbeit zu ermöglichen.

Es ist auch  notwendig, dass mit den LehrerInnen daran gearbeitet wird, wie sie traumatisierte Kinder erkennen und ihnen Hilfestellungen anbieten können.